Ich will dir einmal etwas erklären.

 

Du hast vielleicht schon mal etwas von der so genannten Geldumlaufgeschwindigkeit oder auch Geldumschlagshäufigkeit gehört und dich gefragt, was es damit eigentlich auf sich hat.

 

Wie du ja aus eigener Erfahrung mit deinem eigenen Portmonee weist – ich hoffe, dass sich darin ab und zu ein wenig Geld befindet –, deponierst du darin dein Geld, um es beispielsweise, wenn du aus dem Haus gehst, mit dir herumzutragen für den Fall, dass du etwas kaufen möchtest. Wenn du nun mit deinem Portmonee und deinem Geld deine Runden durch die Einkaufsstraßen drehst, hat die Geschwindigkeit, mit der du dich fortbewegt noch nichts mit der Geldumlaufgeschwindigkeit zu tun, auch wenn natürlich das Geld mit dir deine Laufgeschwindigkeit teilt.

 

Mit Geldumlaufgeschwindigkeit ist vielmehr die Geschwindigkeit des Geldes gemeint, mit der das Geld in unserer Volkswirtschaft zirkuliert. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist umso höher, je häufiger das Geld in einem bestimmten Zeitraum von einer Person zu einer anderen Person wechselt, je häufiger also mit dem Geld bezahlt wird. Üblicherweise nimmt man für diesen Zeitraum ein Jahr, um zu sagen, wie schnell das Geld sich in einer Volkswirtschaft in dem betreffenden Jahr bewegt hat.

 

Solange du also dein Geld mit dir nur herumträgst, beträgt die Geldumlaufgeschwindigkeit theoretisch und praktisch null. Und umgekehrt beträgt die Umlaufgeschwindigkeit deines Geldes in dem Bruchteil einer Sekunde, indem du bezahlst, theoretisch und praktisch unendlich. Damit ist freilich nichts Sinnvolles anzufangen. Sinnvoll wird es aber, wenn man eine größere Menge Geld über einen längeren Zeitraum betrachtet.

 

Angenommen, du bist ein Arbeitnehmer, Beamter oder Rentner und erhältst einmal im Monat 2000 € Lohn, Sold oder Rente bezahlt. Nehmen wir weiter an, du würdest diese 2000 € ganz gleichmäßig über den Monat verteilt, also an jedem Tag den gleichen Betrag, wieder ausgeben. Wie hoch ist dann die Umlaufgeschwindigkeit deines Geldes?

 

Die Antwort ist relativ einfach. Würdest du dein Geld bis zum Ende des Monats aufheben und dann auf einen Schlag ausgeben, dann hätte dein Geld die Umlaufgeschwindigkeit 12. Denn dein Geld würde, wenn es in dieser Weise immer weitergegeben wird, 12-mal den Besitzer wechseln.

 

Da du dein Geld aber gleichmäßig während des Monats ausgibst, ist das etwa so, als würdest du mit dem Geldausgeben bis zur Monatsmitte warten und würdest es dann vollständig ausgeben. Dein Geld hätte also die doppelte Geschwindigkeit, wie wenn du es bis zum Monatsende aufhebst. Dein Geld hat also die Umlaufgeschwindigkeit von 24.

 

Mit solch einem Wert bei der Geldumlaufgeschwindigkeit trägst du ganz ordentlich zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland bei. Mit anderen Worten: Du tust, was du kannst, um unserer Volkswirtschaft am Laufen zu halten.

 

So wie du bzw. wie in dem Beispiel verhalten sich auch zig Millionen andere Bürger in Deutschland. Sie geben ihr Geld fleißig so schnell aus, wie sie es einnehmen.

 

Wenn alle Bürger in Deutschland so handeln würden, dann müsste die Geldumlaufgeschwindigkeit in Deutschland logischerweise etwa bei 24 liegen. Das ist aber leider überhaupt nicht der Fall. In den 1970 er Jahren schwankte die Geldumlaufgeschwindigkeit zwischen 6,5 und 7,0. Aber seit 1982 sinkt die Geldumlaufgeschwindigkeit in einer fast geraden Linie immer weiter ab. Im Jahr 2012 hatten wir deshalb eine Geldumlaufgeschwindigkeit von nur noch 1,6 erreicht und im Jahr 2013 wird es eine Geldumlaufgeschwindigkeit von voraussichtlich nur noch 1,5 werden.

 

Das zeigt, dass in der Gesamtrechnung des existierenden Geldes die Geldumlaufgeschwindigkeit von rund 24 bei zig Millionen Bundesbürgern kaum ins Gewicht fällt. Woran das liegt? Das ist doch ganz klar! Auch wenn es zig Millionen Bundesbürger sind, die ihr Geld schnell durch die Volkswirtschaft tragen, spielt die Menge dieses Geldes eine immer geringere Rolle im Vergleich zur Gesamtmenge des Geldes. Denn die Gesamtmenge des Geldes in Deutschland wächst seit Jahrzehnten mit großer Geschwindigkeit, nämlich mit rund 10 % pro Jahr, wobei allerdings die breite Bevölkerung so gut wie nicht in den dauerhaften Besitz dieses Geldes gelangt. Der gesamte Geldmengenzuwachs kommt tatsächlich nur einem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung zugute, wobei man natürlich auch die Unternehmen hinzu denken muss, die diesen Bürgern gehören. In der Gesamtrechnung kommt man auf eine Geldumlaufgeschwindigkeit von nur noch 1,5 allein durch die Tatsache, dass diese sagenhaft reichen Bürger schon so viel Geld angehäuft haben, dass sie es schon längst nicht mehr ausgeben können. Ab und zu können sie zwar kleine und große Unternehmen oder andere lohnenswerte Vermögenswerte, die zum Verkauf angeboten werden, mit ihrem Geld kaufen. Solche Geldbewegungen spielen aber für das Bruttoinlandsprodukt keine Rolle und damit auch nicht für die Berechnung der Geldumlaufgeschwindigkeit. Die breite Bevölkerung hat von solchen Geschäften ohnehin nichts. Mit anderen Worten: Das meiste Geld liegt immer mehr unnütz in den Kassen und auf den Konten von ein paar superreichen Bürgern. Ein Normalbürger hat demgegenüber wirtschaftlich überhaupt keine Bedeutung mehr.

 

Und wenn man sich vorstellt, wie man mit brachliegenden Geld in Milliardenhöhe Politiker und oder ihre Parteien beeinflussen könnte, wird die Ohnmacht eines Normalbürgers erst richtig deutlich. Seine Stimme, die er alle paar Jahre bei den Wahlen abgeben kann, ist ein Witz im Vergleich zu dem Einfluss, den Superreiche auf unsere Politik in Deutschland haben.

 

Die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt – wie gesagt seit 1982 – in einer fast geraden Linie gegen null und es wird nicht mehr lange dauern, bis wir den völligen Stillstand des Geldes in Deutschland – jedenfalls für die breite Bevölkerung – erreicht haben werden.

 

So, das wollte ich dir einmal erklären.

 

Bis denn!