Meudalismus
Modelle

5. Warum gibt es eigentlich Zinsen?

FAZ.NET

Harald Wozniewski

 

Der Artikel nennt einige richtige Argumente!

Heutiger Konsum wird höher bewertet als künftiger

Der Kapitaltheoretiker und frühere österreichische Finanzminister Eugen von Böhm-Bawerk hat noch zwei weitere Begründungen für die Existenz des Zinses gegeben. Erstens glaubte er, daß die Menschen heutigen Konsum grundsätzlich höher bewerten als einen gleich hohen Konsum morgen. Schließlich sei die Zukunft unsicher, und niemand könne wissen, ob er dann überhaupt noch lebe. Allein diese „Gegenwartspräferenz“ reiche schon aus, um den Zins hervorzubringen.

Böhm-Bawerks entscheidender Grund für die Existenz des Zinses liegt aber bei den Unternehmen. Nach Böhm-Bawerk entsteht nämlich grundsätzlich ein Mehrertrag, wenn man sein Geld investiert statt es sofort für den Konsum auszugeben. Zum Beispiel kann Robinson mehr Fische fangen, wenn er erst einmal ein Netz anfertigt. Dafür braucht er aber Zeit, in der er nicht fischen kann und deshalb von seinen Ersparnissen leben muß. Damit schließt sich der Kreis: Um investieren zu können, muß irgend jemand eine Zeitlang auf ansonsten möglichen Konsum verzichten, und der Anreiz und die Belohnung dafür ist eben der Zins.”

Der Gedanke “lieber heute als morgen” ist für sich genommen kein Argument für, sondern eher eines gegen den Zins. Denn dieser Gedanke lässt sich natürlich leichter ohne Zinsen umsetzen!

Auch der Blick allein auf Unternehmenskredite kann - für sich genommen - die Verzinsung nicht rechtfertigen.

Das Robinson-Beispiel geht völlig an den Zusammenhängen einer Geldwirtschaft vorbei - und nur in einer Geldwirtschaft kann es Kreditzinsen geben. Denn Robinson lebt weder in einer Geldwirtschaft, noch ist er Unternehmer, der Fische verkaufen würde. Den höheren Fischfang hat er nicht verzinslich geliehenem Geld, sondern einem Netz zu verdanken.

Bei Darlehen, die für „Investitionen“ genutzt werden, will der Unternehmer trotz Zinsen höhere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit (höheren eigenen Umsatz) erzielen. Auch er muss das Darlehen wieder zurückzahlen. Das Darlehen wirkt ähnlich einem Katalysator — falls die Rechnung aufgeht. Sieht man es mit der volkswirtschaftlichen Brille, kann die Rechnung nur aufgehen, wenn er es schafft, mit seiner „Investition“ den „Nil in der Wüste“ anzuzapfen. Schafft er das nicht, was wahrscheinlich ist, landet er in der Insolvenz. Zur Erklärung sei auf [Modelle/Der Nil] “Wenn das Geld fließt wie der Nil in der Wüste” und [Modelle/Reich ./. Arm] Einsamer Reichtum basiert auf der Verarmung der Bevölkerung” verwiesen.

 

Ich vermisse in dem Artikel die eigentliche Begründung für den Zins:

Der Zins ist nichts anderes als der “Preis”, den man für ein Wirtschaftsgut bezahlt. Er die Gegenleistung, die man einem anderen für dessen Leistung erbringt. Jeder hält es für selbstverständlich, dass man einen Preis für eine Ware bezahlt, die man von dem Verkäufer (auf Dauer) erhält. Jeder hält auch die Miete für eine (auf Zeit überlassene) Wohnung für eine Selbstverständlichkeit. Der Zins für auf Zeit verliehenes Geld ist nichts anderes. Man spricht bei der Miete und bei der Pacht von Miet- bzw. Pachtzins. Ich finde es fair, wenn ich jemandem, der mir Geld leiht, meinerseits etwas gutes tue.

 

Ein weiterer Grund für den Zins wurde in dem Artikel angedeutet.

Kreditvergabe durch Kreditinstitute führt in unserer Geldwirtschaft zu einem Geldmengenwachstum. (Näheres in Deutsche Bundesbank, Geld und Geldpolitik, 2007, Die Banken als Geldproduzenten) Bei ungebremstem Geldmengenwachstum wäre Inflation die sichere Folge. Daher operiert die Zentralbank gerade mit der Zinshöhe, um Inflation zu vermeiden (Näheres in Deutsche Bundesbank, Geld und Geldpolitik,  2007, Verantwortlich für die Geldpolitik: Das Eurosystem). Ohne Zinsen wäre das nicht möglich.

 

Wichtigster Grund für einen Zins, den der FAZ-Artikel wiederum nicht nennt, ist m. E. folgender:

Die Studie [Modelle/Reich ./. Arm] Einsamer Reichtum basiert auf der Verarmung der Bevölkerung” hat deutlich gemacht, dass (im Falle eines Überangebots auf der Güterseite) durch das Erreichen der Kreditlinie bei den Marktteilnehmern ein Konjunkturrückgang verursacht wird. Sie hat außerdem deutlich gemacht, dass das Kreditwesen diesen Prozess nicht verhindern, sondern nur verzögern kann.

Wenn nun die Kritiker der Kreditwirtschaft und des Zinswesens danach streben, den Zins aus der Kreditwirtschaft zu verdammen (wohlgemerkt ohne die Kreditvergabe selbst beseitigen zu wollen), dann läuft dies aufseiten der Darlehensnehmer schlicht auf eine Verstärkung der Kreditaufnahme hinaus. An dem Absturz in die Krise ändert sich nichts.

Die Kreditgeber werden nach anderen Wegen suchen, um sich ihre Dienste vergüten zu lassen. Der Autohandel ist in den letzten Jahren diesbezüglich „vorbildlich“, wenn er den Neuwagenverkauf mit zinslosen oder nahezu zinslosen Krediten zu fördern versucht. Auch die staatlichen Zentralbanken, allen voran seit vielen Jahren die japanische Notenbank, versuchen mit niedrigen Zinsen die Kreditaufnahme zu fördern in der Hoffnung, damit die Volkswirtschaft zu beleben.

Die Folge zinsgünstiger oder zinsloser Kredite ist, dass Menschen, die mehr ausgeben wollen, als sie einnehmen und damit auf Kredit angewiesen sind, noch schneller an ihre Kreditlinie geraten und damit noch schneller in der Verschuldung ankommen. Die Konjunktur wird aber im Endeffekt ebenso zum Erliegen kommen. Es ist nach alledem sogar die Behauptung gerechtfertigt, dass Zinsen — tendenziell — die Menschen von der Kreditaufnahme abhalten und daher zu begrüßen sind.

 

Das alles soll aber nicht von einem wichtigen Problem ablenken, das die Geldwesen- und Zinskritiker durchaus im Blick haben: dem der Vermögens- und Geldkonzentration bei wenigen Meudalherren - letztlich dem Meudalismus.

Dieses Problem jedoch allein am Zins festzumachen und lösen zu wollen, greift zu kurz (siehe [Irrwege/Zinskritik] insbeschränkung durch ‘umlaufgesichertes’ Geld?”.

DEN DEUTSCHEN MEUDALHERREN

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“Die richtigen Fragen”

Die Anstalt vom 05.04.2016 fast nur der Kritik am modernen Feudalismus gewidmet: