“Nur wenigen Leuten ist bewusst, wie sehr sich in diesem Land die Kluft zwischen den sehr Reichen und dem Rest innerhalb relativ kurzer Zeit verbreitert hat. Wer sich mit diesem Thema beschäftigt, setzt sich unweigerlich dem Verdacht aus ‘Klassenkampf' oder eine ‘Politik des Neides' zu betreiben. Und nur wenige Leute sind tatsächlich willens, über die weitgehenden Auswirkungen dieser sich immer weiter öffnenden Schere zu sprechen, über die ökonomischen, sozialen und politischen Auswirkungen”, schreibt Professor Paul Krugman, der wohl bekannteste Wirtschaftswissenschaftler der Princeton University.
Das Problem der stetig wachsenden Kapitalakkumulation in immer weniger Händen ist ebenso wie in den USA auch in der Bundesrepublik ein Tabuthema. Wer daran rührt, wird in einer Art Pawlowschen Reflex entweder als Neidhammel in die publizistische Ecke gestellt oder als Spät-68er, als Salonbolschewist diffamiert. Beispielhaft für solche Diffamierungen sei nur die Aussage des TU Berlin Dozenten Norbert Bolz, der in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Cicero zitiert: “Es gibt in Deutschland einen antimeritokratischen Affekt. Der Egalitarismus wird nicht von einem Sinn für Gerechtigkeit, sondern für Ressentiments angetrieben.” Was hier so geschwollen daherkommt, ist nichts anderes als die päpstliche Bannbulle gegen volkswirtschaftliche Forschung: “Die Erde ist eine Scheibe und Kapitalakkumulation ist nach göttlicher Vorsehung in jeder Hinsicht segensreich.”
Zum Glück darf man heutzutage unbehelligt FDP- oder CSU-Mitglied sein, ohne diesen bombastischen Quatsch Berliner Neocons akzeptieren zu müssen. Wie zu Zeiten der Weimarer Republik arbeitet die reaktionäre Publizistik nun auch in der Berliner Republik den Demagogen der linken in die Hände. Oskar Lafontaine darf nach alter SED-Manier genüsslich die neuesten Zahlen von Eurostat und des statistischen Bundesamtes über Arm und Reich ausschlachten, ohne dass er vernünftig und wissenschaftlich fundiert zur Ordnung gerufen wird.
Es muss aber demokratisch darüber gestritten werden, ob die Einkommensentwicklung dauerhaft auf dem Kopf stehen bleiben kann. Harald Wozniewski, Rechtsanwalt und Universitätsdozent (Anmerkung Harald Wozniewski: Letzteres bin ich nicht), hat in ungeheurer Fleißarbeit aller offiziellen Statistiken zur Einkommens- und Vermögensentwicklung während der vergangenen 40 Jahre analysiert und kommt unter Einbeziehung der Entwicklung der Geldmenge zu ganz anderen Ergebnissen als die Armuts- und Reichtumsberichte des Bundesamts: “Nach alledem bleibt festzustellen, dass die Einkommen von 95 Prozent der Bevölkerung seit Jahrzehnten wertmäßig (geldmengenbereinigt) stetig geringer werden, selbst wenn sie - gemessen am Lebenshaltungsindex - zu wachsen scheinen. Mit anderen Worten: Die Masse der Bevölkerung kann sich im Vergleich zu den Reichen immer weniger leisten und nimmt folglich immer weniger an der Volkswirtschaft teil. Die wirtschaftliche Bedeutung von 95 Prozent der Menschen in Deutschland sinkt seit Mitte der 1970er Jahren stetig und rapide. Der Einbruch der Konjunktur (Wachstum) ist die zwingende Folge.” Der erklärte Ludwig Erhard-Fan und Autor gelangte zu der nüchternen These, dass die Vermögensanhäufung bei wenigen immer schneller zur Verdrängung der Mehrheit der Bevölkerung in Besitzlosigkeit und Armut führt, was das gesamtwirtschaftliche Wachstum dramatisch bremst, das Steueraufkommen mindert und die Sozialkassen überstrapaziert. Nur die rechtliche Begrenzung des inländischen Produktivvermögens gibt nach Auffassung Wozniewskis der breiten Bevölkerung die Chance, am Vermögensaufbau und am Wohlstand in Deutschland teilzuhaben. Die Vermögensgrenze dürfe erst dann angehoben werden, wenn Armut und Besitzlosigkeit aus dem Land verschwunden seien.
Oskar Lafontaine spricht am 10.09.2011 auf dem Parteitag der Linken in NRW über den modernen Feudalismus in Deutschland (ab Min. 09:10):
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“Der Feudalismus von heute ist ein Feudalismus mit menschlichem Gesicht.”
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“Die richtigen Fragen”
Die Anstalt vom 05.04.2016 fast nur der Kritik am modernen Feudalismus gewidmet: