Harald Wozniewski: „Wie der Nil in der Wüste – Der moderne Feudalismus in Deutschland.“ Books on Demand, ISBN 978-3-8334-9717-9, 208 Seiten, 24 Euro
Foto: Aachener Nachrichten
Harald Wozniewski, promovierter Jurist und Fachanwalt für Bank- und Insolvenzrecht aus Frankfurt, spricht in seinem Buch die wirtschaftlichen Verlierer in Deutschland an – also eigentlich uns alle. Denn nach seiner Rechnung gehören 95 Prozent der Deutschen zu den Verlierern. Die zunehmende Ungleichheit und die immer breiter werdende Kluft zwischen den Superreichen und dem Rest der Gesellschaft ist das Thema dieses Querdenkers, der sein Buch bemerkenswerterweise im Selbstverlag herausgeben muss. Wozniewski geht der Frage nach, warum es trotz des Aufschwungs wirtschaftlich für breite Kreise immer weiter bergab geht. Wer dieses Phänomen begreifen will, müsse sich die Einkommenskonzentration ganz oben ansehen, sagt er, und kommt in seiner Analyse zu völlig anderen Ergebnissen als unsere Wirtschaftsweisen und Politiker. Unsere Wirtschaftsverfassung kranke an einem „modernen Feudalismus“, den er etwas albern „Meudalismus“ nennt. Kern der Aussage: In immer rasanterer Geschwindigkeit sammeln sich gigantische Geldmengen in den Händen weniger Superreicher an – Geld, das dem Großteil der Gesellschaft entzogen wird, nicht nur dem unteren Drittel, sondern auch der Mittelschicht, vielen Unternehmern und dem Staat. Wozniewski macht es den Lesern mit seinen Darstellungen finanztechnischer Details nicht immer leicht. Dafür aber wird es vor allem in der zweiten Hälfte des Buchs richtig spannend. Wer weiß denn schon, was es bedeutet, ein Vermögen von jeweils 16 Milliarden Euro anzuhäufen, wie es den Al brecht-Brüdern (Aldi) nachgesagt wird. Bei einem Achtstundentag und 230 Tagen Arbeit im Jahr müssten sie dafür 40 Jahre lang einen Stundenlohn von rund 450 000 Euro beziehen – freilich mit dem Höchstsatz von 48,5 Prozent besteuert . Nach dieser Berechnung bringen es die 300 reichsten Deutschen, unter denen auch einige Aachener Größen zu finden sind, auf einen Durchschnittsstundenlohn von knapp 37 000 Euro. Diese gigantische Vermögensanhäufung bei wenigen habe eine sich ausweitende Armut zur Folge, die zusätzlich die Konjunktur bremse. Die Therapie Historisch habe es solche „feudalistischen“ Entwicklungen häufig gegeben – geendet hätten sie bislang stets in Revolten, Revolutionen und Kriegen. Er bietet einen anderen Lösungsansatz und fordert eine Beschränkung gewinnbringender Geldvermögen. Dass diese Idee nicht aufgegriffen wird, überrascht nicht. Dass alle anderen Maßnahmen – angefangen von der Senkung der Personalkosten über Mindestlohn bis hin zum bedingungslosen Grundeinkommen – untauglich sind, leuchtet nach lohnenswerter Lektüre ein.
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“Der Feudalismus von heute ist ein Feudalismus mit menschlichem Gesicht.”
Der Aufschwung ist da!
“Die richtigen Fragen”
Die Anstalt vom 05.04.2016 fast nur der Kritik am modernen Feudalismus gewidmet: